Nichts zu lachen?

 

Eine satirische Kolumne soll hier jeweils stehen; etwas Freches, ohne falschen Respekt. Hinter der zurechtgemachten Oberfläche darf sie hervorgekratzt werden, unsere Erbärmlichkeit, und im Lachen darüber, in etwas Erbarmungswürdiges verwandelt: So sind wir halt, machen wir uns nichts vor, es könnte schlimmer sein. Das klingt versöhnlich und ist doch voller Enttäuschung und Wut. Wir haben es tatsächlich nicht weiter gebracht als zu dieser explosiven Mischung aus Raffinesse und Dilettantismus, wissenschaftlicher Intelligenz und tätiger Naivität? Nicht auszuhalten! Wird es aber, aus Gründen der Gewöhnung und einem sturen Rest an Glauben, lebenslange Arbeit an der Kultivierung unseres verwilderten Lebensgartens müsse sie doch zustande bringen, die klare Linie, den nötigen Weitblick und die Verwurzelung wundersamer Kulturpflanzen wie Achtsamkeit, Nüchternheit, Selbstrelativierung und Verantwortung. Kommt noch die Kühnheit hinzu, Gerechtigkeit zu nennen und ein gutes Leben für alle, dann besitzen wir zweifellos den nötigen Wahnsinn, um gegen das Dickicht vorzugehen, das immer wieder alles zu verschlingen droht.

 

Warum aber den Umweg über Spott? Weil es ohne Lachen nicht auszuhalten ist, weil Lachen alles Übertriebene und Anmassende zum Stolpern bringt und in etwas Verträgliches verwandelt. Weil ihm auf befreiende Weise nichts heilig ist, weil es rüttelt an den Pfeilern von Macht und Autorität, nichts fraglos hinnimmt und sich eine unbelehrbare Lust am Leben erhält.

 

Dazu sei jetzt nicht die Zeit, die Lage todernst und aussichtslos. Nur neu ist das nicht, für Millionen von Menschen nicht. Nur Weltvergessene und Zyniker reden von einer neuen Zeit. Zu allen Zeiten war die Erde eine Trauminsel und ein Ort des Grauens, himmlisch und höllisch zugleich, ein Dauerauftrag in Sachen Humanisierung – ohne Erfolgsgarantie. Sie ist und bleibt „das einzige Irrenhaus, das von seinen Insass/innen verwaltet wird“. (U.Schmidt)

 

Silvia Strahm Bernet

 

 

© Silvia Strahm 2017 / Essay